Grundlage des Forschungsprojektes war ein historisch bedeutender Aktenbestand, der im Jahre 2012 in der ehemaligen Landesversicherungsanstalt (LVA) Oldenburg-Bremen von Mitarbeitern des Hauses aufgefunden wurde. Das Material stammt aus mehreren oldenburgischen Heilstätten des Rentenversicherungsträgers und deckt den Zeitraum von 1933-1971 ab. Darunter befinden sich die offenbar weitgehend vollständig erhaltenen Verwaltungsakten und Patientenunterlagen (u.a. Krankenblätter, ärztliche Gutachten, Sterbeurkunden) aus sechs Tuberkulosekliniken, die von der LVA Oldenburg-Bremen von 1944 bis in die 1950er-Jahre betrieben wurden.
Am Beispiel der Tuberkulosekliniken der LVA Oldenburg-Bremen wurden im Projekt Praxis und Entwicklung der Tuberkulosebekämpfung von der Endphase des Nationalsozialismus bis zum Ende der Besatzung durch die britische Militärregierung in Norddeutschland eingehend untersucht (beteiligte Einrichtungen, verantwortliche Personen, Patientengruppen, Behandlungsformen, Erkrankungs- und Sterbezahlen). Weitere Schwerpunkte der Untersuchung bildeten das Verhalten und die Reaktionen der unmittelbar für die Krankenversorgung verantwortlichen Ärzte.
Im Ergebnis konnte jedenfalls in der untersuchten Region, anders als zu Beginn des Projektes angenommen, keine Aussortierung gemäß der NS-Ideologie gefunden werden. Vielmehr entsprach die generelle Zuweisung in die entsprechenden Heilstätten den Kriterien (Zuständigkeit, Prognose des Reha-Erfolgs), wie sie im Lichte der jeweiligen Zeit prinzipiell auch heute noch gelten.