Hintergrund des Projekts „Ruhestandsentscheidung im Haushaltskontext“ war die Diskussion über die Wirkung unterschiedlicher Anreize und Motivlagen zur Entscheidung, das Arbeitsle-ben vorzeitig zu verlassen oder über die Regelaltersgrenze von 65 Jahren zu arbeiten. In der Regel muss davon ausgegangen werden, dass für die Rentenentscheidung ein komplexes Faktorengeflecht zum Tragen kommt, das das Hinausschieben oder Vorziehen des Renten-eintrittes bedingt. In der Diskussion wird unter anderem zwischen unterschiedlichen Push- und Pullfaktoren, etwa den Arbeitsmarktbedingungen älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-nen, gesundheitlichen Voraussetzungen oder betrieblichen Zusatzrenten, unterschieden. Ne-ben diesen wird aber vermehrt auch dem Haushaltskontext eine nicht zu unterschätzende Einflusswirkung für die Festlegung des Ruhestands zuerkannt.
Das vorliegende Projekt verfolgte das Ziel, die Bedeutung des Haushaltskontexts und die hier auftretenden komplexen Verflechtungen unter anderem von ökonomischen Gesichtspunkten, (Haus-)Arbeitsteilung, geschlechterspezifischen Disparitäten und möglichen Pflegeaufgaben mit Hilfe eines offenen qualitativen Forschungszugangs herauszuarbeiten. Unter dem Blick-winkel von (arbeits-) biographischen Rahmenbedingungen, den haushaltsspezifischen Vo-raussetzungen und der je individuellen Paarkonstellation wird versucht, die Ruhestandskoor-dination zu rekonstruieren.
Es wurden insgesamt 45 leitfadengestützte halbstandardisierte Interviews mit Paaren geführt, bei denen der Übergang in den Ruhestand eines Partners höchstens fünf Jahre zurückliegt. Bei der Auswahl der Interviewpaare wurde auf regionale Unterschiede (Ost/West; Stadt/Land) geachtet. Bei der Rekrutierung des Samples zeigte sich ein erschwerter Zugang zu bildungs-fernen Paaren, daher ergab sich ein Überhang von Paaren mit höherer Bildung.
Bei der Auswertung wurde u. a. deutlich, dass Menschen in der Frage, wie sie ihren Renten-übergang organisieren, möglichst flexible Bedingungen brauchen, damit sie den Wechsel in den Ruhestand auch an die Bedürfnisse im Familienkontext anpassen können.