Laudatio
Auszug aus der Laudatio von Alexander Gunkel zur Preisverleihung auf der Bundesvertreterversammlung am 05.12.20219 in Berlin
Sehr geehrte Damen und Herren,
in diesem Jahr verleiht die Deutsche Rentenversicherung den Forschungspreis des Forschungsnetzwerks Alterssicherung bereits zum neunzehnten Mal. Wir möchten mit diesem Preis junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu anregen, das Thema Alterssicherung in ihrer Forschung aufzugreifen und so unser Wissen auf diesem Gebiet stetig zu erweitern. Der Preis ist eine Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Alterssicherung und ich freue mich sehr, im Rahmen unserer heutigen Bundesvertreterversammlung, den FNA-Forschungspreis 2019 an Herrn Professor Arthur Seibold für seine hervorragende Dissertation „Essays on Behavioral Responses to Social Insurance and Taxation“ zu verleihen.
Eventuell wundern Sie sich, dass wir den diesjährigen Preis, mit dem wir den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern möchten, an einen Professor verleihen. Die Erklärung ist ganz einfach: Wir zeichnen die herausragende Dissertation eines jungen Forschers aus. Dass Arthur Seibold mittlerweile bereits Inhaber einer Juniorprofessor für Finanzwissenschaft an der Universität Mannheim ist, verdeutlicht die Stärke seiner Arbeit nur noch. Auch seine bisherigen Stationen sind nicht die schlechtesten Adressen für eine volkswirtschaftliche Ausbildung: Er hat Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der London School of Economics (LSE) studiert sowie einen Forschungsaufenthalt an der University of California, Berkeley absolviert. Henrik Kleven und Camille Landais haben seine Dissertation an der LSE betreut.
Womit hat sich Herr Seibold aber nun in seiner Forschung beschäftigt? Davon wird er Ihnen natürlich gleich selber noch näher erzählen. Dennoch möchte ich, bevor wir zur tatsächlichen Preisübergabe kommen, noch kurz ein paar Worte zum Inhalt verlieren.
In seiner Dissertation greift Herr Seibold unter anderem die Frage auf, warum ein großer Teil der Versicherten in Deutschland genau in dem Monat in Rente geht, in dem er ein bestimmtes Rentenalter – z.B. 65 Jahre – erreicht, selbst wenn dieser Schritt mit nahezu keinem oder sogar einem negativen finanziellen Anreiz einhergeht. Natürlich spielen die gesetzlichen Altersgrenzen hier eine Rolle. Betrachtet man aber gängige ökonomische Modelle, ließen diese doch ganz im Gegenteil erwarten, dass die Menschen für jedes mögliche Renteneintrittsalter rational abwägen. Je nachdem, ob es für sie finanziell von Vorteil wäre, weiterzuarbeiten oder alternativ in Rente zu gehen, sollten sie deshalb eventuell zu ganz anderen Zeitpunkten in Rente gehen.
Um den empirischen Befund näher zu beleuchten, greift Herr Seibold in seiner Forschung auf Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomik zurück. Er zeigt in einer anspruchsvollen und detaillierten ökonometrischen Analyse, dass die Rahmung (oder – um den englischen Ausdruck zu verwenden – das „framing“) gesetzlicher Altersgrenzen als Referenzpunkte einen entscheidenden Einfluss haben. Indem er die Bedeutung dieser Referenzpunkte bei der Entscheidungsfindung über den Zeitpunkt des Renteneintritts in ein theoretisches Modell einarbeitet, hat er darüber hinaus ein Werkzeug entwickelt, das es ihm ermöglicht, auch verschiedene Politikszenarien zu simulieren.
Meine Damen und Herren, das war nur ein sehr knapper Einblick in die beeindruckende empirische und theoretische Forschung von Herrn Seibold. Ich freue mich jetzt darauf, Sie mit dem FNA-Forschungspreis 2019 auszuzeichnen!